Legen Sie bitte Ihre Zeigefinger an Ihre Ohrausgänge und öffnen und schließen langsam Ihren Mund. Das was Sie unter Ihren Fingern spüren sind Ihre Kiefergelenke, die auf Hochtouren laufen. Sie arbeiten, wenn wir den Mund öffnen, wenn wir zubeißen, kauen, gähnen, küssen und sprechen.
Im Vergleich zu anderen Gelenken verfügen sie über wahre Ausnahmequalitäten. Sie sind die Beweglichsten unseres Körpers und arbeiten immer synchron. Der Unterkiefer ist nur über die Kiefergelenke am Schädelknochen befestigt. Damit wir problemlos essen, sprechen und lachen können, müssen sie gut über Bänder und Muskeln fixiert sein.
Unsere Zähne sind sensible Tastorgane
Unsere Zähne reagieren auf die kleinste Fleischfaser im Zwischenraum. Wer kennt dieses störende Gefühl nicht? Gesunde Kiefergelenke bleiben vom Besitzer unbemerkt. Aber wehe wenn sie nicht richtig funktionieren. Dann wird dieses Störgefühl zum Dauerzustand und Mediziner sprechen von einer Cranio-Mandibulären Dysfunktion (CMD).
Die 10 häufigsten Symptome
- Gesichtsschmerzen
- Eingeschränkte Mundöffnung
- Nackenschmerzen/Schulterverspannungen
- Kopfschmerzen bis hin zu migräneartigen Anfällen
- Rückenschmerzen und Verspannungen bzw. Blockierungen
- Schwindel
- Tinnitus (Ohrgeräusche)
- Ohrenschmerzen
- Knacken und Knirschen mit Verlust an Zahnsubstanz
- Psychische Beeinträchtigungen
CMD und ihre Ursachen
Eine schlechte Körperhaltung, ein stark ausgeprägter Buckel, ein Beckenschiefstand, angeborene Fehlstellungen der Halswirbelsäule oder Schleudertraumata führen oft zu Fehlfunktionen des Kiefergelenks. Diese veränderte Situation im Körper kann zu weiteren Symptomen führen, die man nicht mit dem Kiefergelenk in Verbindung bringt. Beispielsweise sind Kniebeschwerden keine seltene Folge einer CMD.
Meist haben die Patienten, die in der Mehrzahl weiblich sind, eine sehr lange Leidensgeschichte, Fehldiagnosen und eventuell sogar unnötige Operationen hinter sich, bis die Diagnose CMD durch einen spezialisierten Zahnarzt gestellt wird.
Was hat Stress mit den Kiefergelenken zu tun?
Wir kennen alle die Sprüche mit dem Fünkchen Wahrheit. „Da beiß ich mich durch!“, „Dem zeig` ich die Zähne!“ Stress, belastende Emotionen wie Angst, Ärger, Wut oder Überforderungsgefühl haben einen starken Einfluss auf unsere Kiefergelenke und auf unseren Körper.
Diese Lebendbedingungen steigern die Spannung im Körper und in der Kaumuskulatur. Man knirscht, presst und mahlt vor Anspannung. Die Kiefergelenke arbeiten in 24 Stundenschichten und die Strukturen haben keine Pause sich zu erholen. Arthrose und Schmerzen entstehen. Auf psychischer Ebene kann das zu Konzentrationsstörungen, Lernstörungen und Schlafstörungen führen
Wie ist eine Fehlfunktion des Kiefergelenks zu behandeln?
Die Therapie bringt im fachübergreifenden Therapeutenverbund den meisten Erfolg. Wichtig ist, dass die verschiedenen Ärzte und Therapeuten zusammenarbeiten. Meist werden die Patienten vom spezialisierten Zahnarzt computergestützt vermessen und mit einer speziellen CMD-Schiene versorgt.
Ein großer Teil der Therapie ist die physiotherapeutische Behandlung in Form von Manueller Therapie. Der große Vorteil ist, dass auch Zahnärzte eine physiotherapeutische Behandlung verschreiben können.
4 Tipps zur schnellen Selbsthilfe
- Gehen Sie Ihren Stress positiv an. Suchen Sie sich eine Beschäftigung, die für körperlichen Ausgleich sorgt.
Und als „Erste Hilfe“ – Treiben Sie Sport. Selbst ein Spaziergang oder eine leichte sportliche Aktivität kann kurzfristig helfen, die Spannungen abzubauen.
- Beobachten Sie sich selbst ob Sie knirschen oder pressen. Sollten Sie sich mit zusammengebissenen Zähnen „ertappen“, öffnen Sie den Mund weit für circa zehn Sekunden und entspannen danach wieder.
- Bei Schmerzen des Kiefergelenks ist in den meisten Fällen Wärme angesagt. Warme, feuchte Hitze (z.B. ein Waschlappen) oder Rotlicht können im Bereich der Kiefergelenke und der Muskulatur zur Verminderung der Schmerzen beitragen. Ein warmes Vollbad oder eine Massage kann zusätzlich zur Entspannung beitragen.
- Gönnen Sie Ihren Kiefermuskeln eine Pause. Verzichten Sie auf harte und zähe Nahrung. Nehmen Sie stattdessen lieber mittelweiche Kost zu sich. Wenn die Kiefergelenke und die Kaumuskulatur schmerzen, ist Kaugummikauen tabu. Außerdem sollte auf langes Sprechen und eine weite Mundöffnung vorübergehend verzichtet werden.
Nun bin ich gespannt auf Ihre Fragen und Erfahrungen rund um das Thema.
Herzliche Grüße
Tina Dammel